Story von Lilo Piontek, Nümbrecht-Benroth
Die drei waren die Brüder der barmherzigen Schwestern, die sich so liebevoll um ein mutterloses Küken gekümmert hatten.
Schon als Küken fochten sie ständig kleine Kämpfe aus und hörten nicht auf, sich gegenseitig zu provozieren. Hier war eindeutig zu viel Testosteron im Spiel. Einer sah aus wie der Andere, sie waren wie Drillinge einfach nicht auseinanderzuhalten.
Mit ihrem schwarzbraunen Gefieder und dem silberfarbenen Schopf erinnerten sie mich an eine Rocker-Gang in schwarzen Lederkombis und silbernen Motorradhelmen. Und genau so benahmen sie sich auch: rotzfrech, drei Rüpel, die herumlungerten, die Hühner belästigten und den alten Hahn bedrohten.
Gemeinsam fühlten sie sich offensichtlich stark genug, ihn durch den ganzen Garten zu jagen, bis er sich in seiner Todesangst in einer Mauerspalte zu verkriechen versuchte.
Dies reichte ihnen aber nicht: Mit Mordlust in den Augen stürzten sie sich gemeinsam auf ihn und hackten mit ihren scharfen Schnäbeln erbarmungslos auf seinen ungeschützten Kopf ein, bis er aus mehreren Wunden blutete. Hätte ich nicht eingegriffen, hätten sie sicherlich mit dem grausamen Spiel erst aufgehört, wenn ihr Vater tot am Boden lag.
„Wir kommen wieder“ schienen sie ihm zuzurufen, als sie betont gleichgültig den Kampfplatz verließen.
Der Alte traute sich lange nicht aus seinem Versteck, immer in der Angst, die Verfolger könnten sich gleich wieder auf ihn stürzen.
Solche martialischen Zustände wollte ich auf meinem friedlichen Hühnerhof allerdings nicht dulden und überlegte, was zu machen sei. Als allererstes trennte ich die drei Rowdies voneinander und, oh Wunder, alleine trauten sie sich nicht mehr, auf den Hahn loszugehen – sie fühlten sich nur in der Gruppe stark.
In den nächsten Wochen konnte ich sie glücklicherweise auf verschiedene Hühnerhöfe vermitteln, wo sie hoffentlich ein schönes Hühnerleben verbringen können.
Anmerkung
Im Dezember 2020 war Lilo Mitglied in der WhatsApp-Gruppe unseres Vereins. Damals stellte sie sich uns in folgender Weise vor:
Moin, ich bin Lilo Piontek aus Benroth und bin seit ca. vier Jahren stolze Besitzerin von ein paar tibetischen Seidenhühnchen, nur so zum Spaß.
Eine holländische Haubenhenne namens Hermine und zwei Lachshühnchen sind auch dabei.
Anfangs habe ich die Hühnchen nach Herzenslust brüten lassen, bis sich die vielen Hähnchen, die dabei herauskamen, zum Krähproblem entwickelten.
Es hat sich zwar bis heute noch niemand aus der Nachbarschaft beschwert, aber die Kräherei nervt manchmal schon, vor Allem, weil ein Hahn es sich zur Gewohnheit gemacht hat, um 2:00 nachts zu krähen.
…
Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, kleine Hühnergeschichten aus meinem Hühnerhof aufzuschreiben. Wenn jemand Interesse daran hat, stelle ich sie gerne zur Verfügung.
LG Lilo
Eine ihrer Geschichte ist die obige von den bösen Buben.
Lilo hat ihre Hühnerhaltung aus gesundheitlichen Gründen leider aufgeben müssen. Aber eine ihrer Geschichten ist sogar in einem Buch veröffentlicht worden:
Lilo hat leider keine Fotos von den drei bösen Buben.
Stattdessen hatte sie uns ein Foto von ‚Norbert‘ geschickt, der leider einem morgendlichen Habicht-Angriff zum Opfer gefallen war:
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.